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Glauser-Ausstellung im Strauhof
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Glauser-Ausstellung im Strauhof

Das Literaturmuseum «Strauhof» in Zürich steht an der Schnittstelle zwischen Literatur und deren räumlicher Inszenierung. Gemeinsam mit dem Designer Simon Husslein und dem Kuratoren-Team Christa Baumberger und Rémi Jaccard entwickeln wir eine Ausstellung, die die enge Verzahnung zwischen Leben und Werk des Schriftstellers Friedrich Glauser erfahrbar macht. «Wen ich für einen CH-Heimatdichter gehalten habe, enthüllt sich mir bei all seiner Zerrissenheit als ein präziser und einfühlsamer Erzähler widriger und oft erniedrigenden Umstände – ohne die Personen herabzusetzen. Die optisch karge aber um so mehr dichte Darstellung, beeindruckt durch die Bewegung vom Dunkeln ins Helle. Glausers Leben war elend, die Ausstellung beschönigt nicht. Auch elend der Erfolg nach dem Tod: das Lichte im ersten Stock war dem Glauser versagt. Diese Kontraste sind euch gelungen.»
(J. Keck)

Der Weg bahnt sich durch den langen Saal im Parterre: Das spinnennetzartige Fenster der Anstalt in Münsingen, ein Ort Glausers Verwahrung, findet sich als prägendes Element in Simon Hussleins Szenografie und schafft Nischen im Rundgang. Entlang Glausers Leben führt die Zeitachse – wie ein Labyrinth schluckt sie die Besuchenden und spuckt sie am Ende des spiralförmigen Ganges wieder aus. Je einem Werk Glausers sind die Räume im oberen Stockwerk gewidmet, die Illustrationen des Grafikers Hannes Binder ergänzen das geschriebene Wort. Die Schrift erscheint gesetzt in Binnenlands «Korpus» und Grilli Types «GT Pressura». «Korpus» spielt mit der Optik drucktechnischer Mängelerscheinungen bei Satzmustern und Probedrucken des frühen 20. Jahrhunderts, also der Zeit, in der Friedrich Glauser lebte und seine Werke schrieb. Sie wird für die Ebene der Zitate eingesetzt. «GT Pressura» nimmt den visuellen Effekt unscharfer Stempelbuchstaben auf. Sie findet Verwendung auf der Ebene der Zusatzinformationen und Erklärungen. Die Interpretation technischer Unzulänglichkeit sorgt für Brüche im Bild – Imperfektionen – sie gibt den geschriebenen Worten eine prägnante und etwas sperrige Form, die von reiner Gefälligkeit abweicht.

Fotos: Beat Bühler, Zürich